Ungarn 2024

Im September 2024 ging es in die Hauptstadt Ungarns, nach Budapest. Ein Tagesausflug führte mich nach Eszstergom, Visegrád und Szentendre.

Ungarisches Parlament am Ufer der Donau
Das Gebäude des ungarischen Parlaments

Als ich am 23. September 2024 ankam, stand das Hochwasser der Donau noch hoch an den Schutzwänden. Die Margareteninsel, auf der mein Hotel war, war für die Öffentlichkeit gesperrt und nur über die Brücke auf der der Stadt abgewandten Seite zu erreichen, also ein kleiner Umweg von zwei Kilometern, der bis zum Ende des Urlaubs Bestand hatte. Das Hotel aus K.u.K.-Zeiten hatte ein Thermalbad, das täglich von mir genutzt wurde.

Am ersten Abend machte ich nur einen kleinen Stadtrundgang und genoss dann das Bad und das Abendessen im Hotel. Auf das im Status gepostete Bier erhielt ich schnell die Information, dass dies das Lieblingsbier meines Onkels war.

Budapest entdecken

Es war mein erster Ausflug nach Budapest seit über 30 Jahren. Das letzte Mal war ich als Jugendlicher beim Familienurlaub mit meinem Vater in Ungarns Hauptstadt. Überhaupt war der letzte Urlaub im Heimatland der Familie meines Vaters schon lang her, im Jahr 2000, ein paar Tage mit Freunden am Balaton. So war es ein Wiedersehen nach sehr langer Zeit.

Ungarn hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Gerade in der Hauptstadt wird das deutlich. Budapest ist gepflegt, sauber und sicher einer der schönsten Hauptstädte Europas.

Burgviertel

Am ersten Tag ging es nach Buda, zuerst hoch zu Fischerbastei und Matthiaskirche.

Die Matthiaskirche ist die vermutlich älteste Kirche in Buda. Eine erste Kirche geht zurück auf König Stephan I., im Jahr 1015. Die heutige Kirche hat ihre Ursprünge im 13. Jahrhundert. In ihrer wechselvollen Geschichte wurde sie, während der türkischen Besatzungszeit, fast 150 Jahre lang als Moschee missbraucht.

Nach der Befreiung vom türkischen Joch wurde sie wieder Kirche. Zuerst ging sie an die Jesuiten, nach deren Verbot an die Stadt. Die Matthiaskirche war mehrmals Krönungskirche. So wurden hier u.a. das ungarische Königspaar Franz Joseph I und Elisabeth (Sissi) 1867 gekrönt. Auch Karl IV (österreichischer Kaiser Karl I.) und seine Frau Zita wurden hier gekrönt. Vieles erinnert in der Kirche an diese Zeit.

Nach der Matthiaskirche ging es weiter auf den Burgberg. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten besonders viel getan. Wunden des zweiten Weltkriegs und Architektursünden der kommunistischen Diktatur wurden beseitigt. Überall sieht man die Baustellen, die hier in den kommenden Jahren den architektonischen Glanz der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie zurück bringen.

Der Burgpalast/die Königliche Burg geht in ihren Ursprüngen auf das 13. Jahrhundert zurück und war von 1265 bis 1918 die Residenz der Apostolischen Könige von Ungarn. Nach der Zerstörung in der Schlacht von Budapest (Januar/Februar 1945) und einem hastigen und von weiteren Zerstörungen bis dahin erhalten gebliebener Innenräume begleitetem Wiederaufbau nach dem zweiten Weltkrieg, wird heutzutage die Anlage wieder in den Zustand der zur Zeit der k.u.k.-Monarchie zurückversetz. Im Museum, in der Burg, erfährt man vieles zur Geschichte Ungarns, der Stadt Budapest und der Burg.

Königliche Burg
Königliche Burg

Nach dem Besuch der Burg gab es ein sehr schmackhaftes Essen, ich liebe die ungarische Küche, und dann ging es weiter zum Gellértberg.

Gellértberg

Auch wenn Freiheitsstatue und Zitadelle wegen Bauarbeiten nicht zugänglich waren, gab es ringsum den Berg wunderschöne Aussichtspunkte. Kleine Trampelpfade und auch befestigte Wege führen um und auf den Berg. Man kann die Natur genießen, ebenso wie den Ausblick über Donau und Budapest.

Blick vom Gellértberg auf Budapest und Donau
Blick über Donau und Budapest

Das Datum, der 24. September, bot sich an: An diesem Tag wird des Heiligen Gerhard (ungarisch Gellért) von Csanád gedacht. Im Auftrag von König Stephan wirkte er als Lehrer und Missionar in Ungarn. Er war der erste Bischof von Csanád.

Der Nachfolger des Hl. Stephan, König Andreas, verbot das Christentum und wollte zurück zu den heidnischen Bräuchen. Gebhard/Gellért wurde am heute nach ihm benannten Berg, am 24. September 1046, des Glaubens wegen ermordet, entweder durch Steinwürfe und Speere oder wie eine Überlieferung sagt, in einem Fass vom Berg in die Donau gestürzt.

Der Heilige Gellért ist Stadtpatron von Budapest.

Das Denkmal für den Märtyrerbischof Gellért wurde durch eine Spende unseres deutschen Kaisers Wilhelm II. unterstützt und 1904 fertiggestellt.

Gellért Denkmal

Stadtbummel

In den folgenden Tagen gab es einige Touren quer durch Budapest. Vom Glanz der Bürgerhäuser der k.u.k.-Zeit über eine alte Markthalle mit sehr modernen Preisen fürs Essen gab es viel zu sehen. Immer wieder lädt das Donauufer mit schönen Panoramen zum Verweilen ein.

Ein „Lichtblick“ war das Light Art Museum, die verschiedenen Lichtinstallationen sind sehenswert.

Die Gelegenheit dem ein oder anderen Bier in den vielen guten Kneipen Budapests ergab sich auch noch, da eines meiner Patenkinder zu der Zeit in Budapest studierte.

Die große Synagoge

Die große Synagoge in Budapest konnte ich ebenfalls besichtigen. Die Synagoge wurde 1854-1859 im maurischen Stil erbaut, sie ist heutzutage die größte Synagoge Europas.

Leider sind auch hier Sicherheitskontrollen nötig, aber so weiträumige Absperrungen wie bei uns in Deutschland gibt es hier nicht.

Vor der Tür wurde man an die Opfer und Geiseln des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober 2023 erinnert. Im Hof erinnert man an den Holocaust und an den schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg, der vielen ungarischen Juden das leben rettete und nach dem Zweiten Weltkrieg von den Sowjets nach Moskau verschleppt wurde, wo er vermutlich 1947 in Gefangenschaft verstarb.

Die Große Synagoge
St. Stephans Basilika

Die St.-Stephans-Basilika ist die größte Kirche in Budapest und Konkathedrale des Erzbistums Esztergom-Budapest, sie wurde 1905 eingeweiht. In der Basilika befindet sich die „Heilige Rechte“, eine Reliquie der rechten Hand des Heiligen Stephan I., des ungarischen Nationalheiligen.

Stephan I. wurde 997, nach dem Tod seines ebenfalls christlich getauften Vaters Géza, Großfürst. Im Jahr 1000 gewährte Papst Silvester II. ihm die Königswürde, er wurde der erste christliche König Ungarns. Er setzte die Christianisierung Ungarns fort und modernisierte sein Reich. Verheiratet war er mit der Seligen Gisela von Bayern, Schwester Kaiser Heinrich II.

St.-Stephans-Basilika, Altarraum

Parlament

Das ungarische Parlamentsgebäude, von der Donau abgewandten Seite

Das drittgrößte und vermutlich schönste Parlamentsgebäude Europas konnte ich ebenfalls besichtigen. Das Landeshaus wurde von 1885-1904, im neogotischen Stil, am Ufer der Donau erbaut. Im Gebäude gibt es zwei Sitzungssäale. Zu Beginn war das Gebäude Heimat von Ober- und Unterhaus des Reichstags des Königreichs Ungarn, heutzutage hat Ungarn ein Einkammerparlament. In einem Saal tagt das Parlament, der andere Sitzungssaal wird für Kongresse und Konferenzen genutzt.

Sitzungssaal

90 Steinskulpturen an der Fassade stellen große Persönlichkeiten der ungarischen Geschichte dar. Im Gebäude finden sich verschiedene architektonische Stile wieder: Gotik, Barock und Renaissance.

Die vielen Malereien und kleinen Details im Innenraum sind beeindruckend. Die Sitzungssäale sind ein wahrhaft würdiger Ort für den Parlamentarismus. Bei der Führung kommt man auch an der Prunkstiege vorbei und durch die Kuppelhalle, in der die Stephanskrone, Reichsapfel und Zepter ausgestellt sind (Fotografieren leider nicht erlaubt).

Prunkstiege

Tagesausflug zum Donauknie

Am dritten Tag machte ich einen kleinen Tagesausflug zum Donauknie: Es ging erst nach Esztergom, dann über Visegrád nach Szentendre. Wegen des Hochwassers fiel die anschließende Bootsfahrt zurück nach Budapest leider aus. Diese geführten Tagestouren sind für einen ersten und kurzen Überblick ganz gut, aber irgendwann sollte ich für einen richtigen Besuch zurückkommen.

Esztergom

Esztergom (deutsch Gran) war war vom 10. bis 13. Jahrhundert Ungarns Hauptstadt. Nach ihrer Zerstörung im Mongolensturm 1241 wurde Buda Hauptstadt. Seit der erzwungenen Abtrennung Oberungarns, 1918, ist Esztergom Grenzstadt. Die 1869 fertiggestellte Basilika von Esztergom ist Kathedralkirche des Erzbistums Esztergom-Budapest.

Hier liegt auch die letzte Ruhestätte von József Kardinal Mindszenty, der zu einer Symbolfigur des Kampfes gegen die kommunistische Diktatur wurde. Nach der Niederschlagung des ungarischen Volksaufstands 1956 fand er zuerst bis 1971 Asyl in der US-Botschaft in Budapest, anschließend lebte er bis zu seinem Tod, 1975, im Exil in Wien. Erst 1991 wurden, nach Ende der Sowjetherrschaft über Ost- und Mitteleuropa, seine sterblichen Überreste zurückgeführt.

Esztergom, fotografiert vom heutzutage slowakischen Nordufer der Donau
Visegrád

Visegrád (dt. Plintenburg) war schon zu römischer Zeit besiedelt. Römische Befestigungen bildeten auch die Grundlage für die ungarische Burg. Visegrád war 1335 Ort des Gipfeltreffens der Könige von Ungarn, Böhmen und Polen, die hier eine enge Zusammenarbeit in Politik und Handel vereinbarten. Auch heute noch steht der Name der Stadt für die Koopoeration von Ungarn, Tschechei, Slowakei und Polen in der Visegrád-Gruppe.

Leider war hier nur Zeit für ein Mittagessen und ein Blick von außen auf die Burg, der enge Zeitplan der Tagestour ließ eine Burgbesichtigung nicht zu.

Burg von Visegrád
Szentendre

Den Abschluss des Ausflugs bildete Szentendre (dt. Sankt Andrä). Die barocke Stadt ist ein, auch wegen der Nähe zu Budapest, beliebtes Touristenziel. Bekannt ist sie für ihre Kirchen verschiedenster Konfessionen, orthodox, katholisch und reformiert sowie für die Künstlerkolonie, die hier in den 1920er Jahren entstand.

Fazit

Es waren einige schöne Tage in Ungarn. Es war mehr als ich erwartet habe und macht Lust auf einen nächsten Ausflug nach Ungarn, der diesmal hoffentlich nicht zweieinhalb Jahrzehnte auf sich warten lässt.

Abends am Ufer der Donau