Am 9.9.2012 fand der 14. Mercedes-Benz-Halbmarathon in Berlin-Reinickendorf statt. Als ich mir zwei Tage zuvor die Startunterlagen abholte, wurde mir sehr bewusst, dass Reinickendorf nicht das Kronjuwel unter den Berliner Bezirken ist.
Schon die Fahrt nach Reinickendorf hatte ihre Besonderheiten. Am Sonntag, morgens um halb sieben an der Bushaltestelle angekommen, war ich froh, pünktlich gewesen zu sein. Doch dann unterhielt sich der Busfahrer erst einmal mit einem Fahrgast, gut „unterhalten“ ist vielleicht das falsche Wort, er versuchte es aber zumindest. Sehr verschlafen und noch betrunkener gab es auf die freundlichen Fragen des Fahrers, wo er denn hin möchte nur Pöbeleien. Dies veranlasste den Fahrer die Polizei zu holen, um diesen „freundlichen“ Fahrgast zu entfernen. Wenn die S-Bahn so „regelmäßig“ und „pünktlich“ wie bei uns fährt, bekommt man dann doch schon erste Zweifel, ob man sein Ziel noch rechtzeitig erreicht. Zum Glück ist die Wache nicht weit entfernt und die Wächter über Recht und Ordnung waren schnell vor Ort. Wieder aller Erwartungen erreichte der Bus noch den S-Bahnhof Teltow Stadt, bevor die Bahn weg war. Noch überraschender war allerdings, dass die S-Bahn nicht ausfiel und sogar pünktlich abfuhr. Weiter ging es über Friedrichstraße, dann mit der U-Bahn in Berlins hohen Norden.
Der Ersteindruck war diesmal nicht ganz so prickelnd, wenn man die U-Bahn, die hier nicht unter der Erde, sondern auf einer überirdischen und erhöhten Trasse fährt, verlässt, steht man an einer stark befahrenen Kreuzung mitten in einem typischen Nordberliner Gewerbegebiet. Da dachte ich mir, naja, es gibt wohl auch schönere Läufe.
Doch der erste Eindruck kann auch täuschen. Reinickendorf mag nicht der schönste Berliner Bezirk sein, aber hat durchaus seine schönen Ecken und durch diese führte dann auch der Lauf, neben dem schon erwähnten Gewerbegebiet. Los ging es bei der Mercedes-Benz Niederlassung, entlang der Holzhauser Straße zum Reinickendorfer Rathaus, später aber erreichte die Strecke dann Alt-Tegel, mit seiner schönen Dorfkirche. Es ging an die See Terrassen mit Blick über den Tegeler See und auch der ein oder andere Blick aufs Gelände der Borsigwerke war schön. Insgesamt waren es zwei Runden je zehn Kilometer, sowie einem einmaligen kleinen Abstecher auf den Borsigdamm, um auf die volle Halbmarathondistanz zu kommen.
Das Wetter war sehr gut. Es war trocken und leicht bewölkt, von der sommerlichen Hitze des Nachmittags war in der Frühe noch nichts zu spüren.
Bei diesem Lauf stehen nicht Massen von Zuschauern an der Straße und man wird auch nicht an jeder Ecke von irgendwelchen Bands genervt, wie es bei manch überfülltem Lauf in Berlins Innenstadt der Fall ist. Dafür wirken die Freiwilligen am Wegesrand umso freundlicher und man hat seine Ruhe beim Laufen, was ich persönlich sehr schätze. Nach dem Lauf hatte man auch noch einen guten Grund die Siegerehrungen mit anzuschauen und nicht vorzeitig nach Hause zu verschwinden, denn es gab noch eine Tombola, bei der ich leider nichts gewonnen habe.
Entgegen dem Ersteindruck hat es mir in Reinickendorf doch sehr gut gefallen.
Am Ende habe ich 1 Stunde 51 Minuten und 21 Sekunden benötigt, das sind 7 Minuten und 20 Sekunden schneller, als bei meinem vorherigen Halbmarathon in Potsdam (und das obwohl in Reinickendorf nur die Bruttozeit, nicht die Nettozeit gemessen wurde). Das Training scheint sich also zu lohnen. Von denen, die aus höherer sportlicher Motivation laufen ist diese Zeit natürlich noch weit entfernt. Zum Vergleich, der Sieger hat für die Strecke 1 Stunde 10 Minuten und 25 Sekunden benötigt. In meiner Altersklasse war ich der 55. von 79, der Beste aus der Altersklasse Senioren M30 (Senioren!) war 1 Stunde 14 Minuten und 13 Sekunden unterwegs.